Von der alten Homepage ist hier die Geschichtsschreibung bis Ende der Neunziger Jahre. Die Geschichte von Kunterbunt ist natürlich noch nicht vorbei, vielleicht schreiben wir die ja gemeinsam?
Geschichte
Chronologie des Wahnsinns – Kunterbunt im Wandel der Geschichte
- Grössenwaahn und Jugendstil (1987/1988)
Im Jahr 1987 ist die Stadt Schwerte an der Ruhr gerade für junge und politisch interessierte Menschen weitgehend Ödland. Das große Projekt eines soziokulturellen Zentrums in der ehemaligen Rohrmeisterei in den Ruhrauen ist gerade vom Rat der Stadt abgelehnt, mit Discos und Kneipen sieht es mau aus. Live-Musik gibt es eher selten, obwohl zahlreiche Bands existieren – vielfach ohne festen Proberaum. Zu dieser Zeit gründet sich die „Schwerter-Band-Initiative“. Der Zenit der „Neuen Sozialen Bewegungen“ ist längst überschritten, nach vier Jahren Kohl siecht auch Schwerte in provinzieller Apathie dahin.
Daher beschließt im Sommer 1987 eine kleine Gruppe von Jugendlichen, ein nichtkommerzielles Café als Alternative selbst zu organisieren. Jeden Samstag gibt es im „Café Grössenwaahn“ in den Räumen einer Eine-Welt-Gruppe Bier zum Selbstkostenpreis, Essen gegen Spende, Filme, Diskussionen, Informationen und Musik aus der Konserve. Da das Ganze ohne Genehmigung stattfindet, setzen die Grössenwaahnler ausschließlich auf Mundpropaganda, um ihr Projekt zu verbreiten. Der Erfolg bleibt gering, letztlich ist es ein harter Kern von rund zehn Personen, der hier erste Ideen für eine Hausbesetzung diskutiert. Ziel ist die Einrichtung eines autonomen Jugendzentrums, in dem die ehrenamtlichen AktivistInnen teilweise auch selbst wohnen wollen, mehrere Objekte kommen hierfür in Frage.
Im Frühjahr 1988 beginnt eine andere Gruppe Schwerter Jugendlicher eine Kampagne gegen den geplanten Abriss der alten Bürgermeistervilla am Rathaus. Beim Anbau eines wunderschönen rechteckigen Betonklotzes an das Rathaus hatte man kurz zuvor festgestellt, dass diese jugendstilähnliche Villa nach den Brandschutzbestimmungen zu nahe an eben diesem Betonklotz stand. Und da die Villa auch noch einem wunderschönen Parkplatz im Weg ist, muss sie weg. Das Jugendamt, das in der Villa residiert, bereitet sich bereits auf den Umzug vor. Einige Jugendliche, die teilweise auch vorher bereits in der Rohrmeisterei-Initiative mitgewirkt hatten, halten es aber für eine viel bessere Idee, das denkmalschutzwürdige Haus stehenzulassen und für freie Kinder- und Jugendarbeit zu nutzen. Auch Proberäume für Bands sollen dort entstehen. Also verteilen sie Samstags Flugblätter in der Schwerter Fußgängerzone, um die Öffentlichkeit für ihr Projekt einer „Villa Kunterbunt“ zu mobilisieren.
Das Aufeinandertreffen der beiden Gruppen ist unvermeidlich. Die „Villa Kunterbunt“ bietet Platz für die Realisierung aller Projekte und noch viel mehr. Vereint vierzig Fäuste stark gründet sich im Mai 1988 die „Initiative Kunterbunt“.
Häuserkampf und Vereinsmeierei (1988)
Im Frühsommer 1988 explodiert die Initiative Kunterbunt förmlich vor Aktivität. Immer neue Flugblätter werden aufgelegt und zahllose Pressemitteilungen geschrieben. Kunterbunt führt Gespräche mit den anderen Schwerter Initiativen aller Art und vielen Musikern. Die „Schwerter Band-Initiative“ gründet sich und schließt sich der Initiative Kunterbunt an. Kunterbunt kommt im „Treffpunkt Ü-Wagen“ vom WDR zu Wort und organisiert Podiumsdiskussionen. Der Rohrmeisterei-Verein stellt seinen Pavillon für die Treffen von Kunterbunt zur Verfügung, an denen bald regelmäßig mehr als 30 Personen teilnehmen. Am 12. Juli beginnt Kunterbunt mit der Sammlung von Unterschriften gegen den Abriss der alten Bürgermeistervilla.
Die Initiative verfolgt vor allem zwei Ziele: Erstens soll es in Schwerte ein unabhängiges Zentrum für Kinder- und Jugendarbeit geben, mit Proberäumen für Bands, Räumen für die Schwerter Initiativen und einem Wohnprojekt, und das am besten in der Bürgermeistervilla. Und zweitens soll die Villa auf jeden Fall vor dem Abriss gerettet werden, durchaus auch durch eine Besetzung.
Von Anfang an ignoriert die Schwerter Mehrheitspartei SPD die Initiative. Podiumsdiskussionen finden ohne sie statt, Gespräche werden abgelehnt. Die Stadtverwaltung zeigt sich zwar gesprächsbereit, macht aber keinesfalls den Eindruck, Kunterbunt ernst zu nehmen. Die Notwendigkeit der Hausbesetzung zeichnet sich immer deutlicher ab.
Als am 31.8. die SPD als einzige Partei eine weitere Gesprächsrunde ignoriert, ergreifen die Kunterbunt-AktivistInnen das Heft des Handelns und marschieren zur alten Bürgermeistervilla, die mittlerweile bereits vom Jugendamt geräumt wurde. Jemand bricht die Kellertür der Villa auf, und begleitet vom Ratsmitglied Hartmut Heimann (GRÜNE) und vom jetzigen Bürgermeister Heinrich Böckelühr (CDU) dringen gut zehn Kunterbunt-Aktive in das Gebäude ein. Da sich kein Zugang zum Erdgeschoss finden läßt, klettern Mike Dirksmeier und Jan Horstmeier über die Fassade auf das Dach des Gebäudes, wo eine Dachluke einladend offen steht, und öffnen ein Fenster im Erdgeschoss – die Bürgermeistervilla wird besetzt.
Über eine bereits im Vorfeld für diesen Fall organisierte Telefonkette wird die Nachricht verbreitet, Getränke, Nahrungsmittel und Decken (für den Fall der Übernachtung) werden herangeschafft. Nach etwa einer Stunde kommen auch die Polizei, die sich zurückhält, und die Spitzen der Stadtverwaltung. Moderiert von Ratsmitglied Christian Schmidt (GRÜNE) verhandeln Kunterbunt, Verwaltung und SPD über Bedingungen für einen Abzug. Zugesagt wurden die Verhandlung der Forderungen von Kunterbunt im Ältestenrat der Stadt sowie Gespräche und ein vorläufiger Aufschub des Abrisses. Angesichts ihrer geringen Zahl und ihrer mangelnden Erfahrung entscheidet sich die Mehrheit der Kunterbunten nach knapp drei Stunden, auf die Zusicherungen einzugehen, die erste und bisher einzige Hausbesetzung in Schwerte ist beendet.
In der Initiative gibt es Zweifel, ob nicht ein Durchhalten der Besetzung besser gewesen und eine erneute Besetzung sinnvoll sei. Diese Meinung setzt sich allerdings nicht durch. Um die immer größer werdende Unterstützung für Kunterbunt noch zu verstärken, wird ein erfolgreiches Benefizkonzert für Kunterbunt im Giebelsaal veranstaltet – die erste Live-Veranstaltung von Kunterbunt. Auf der anderen Seite machen SPD und Stadtverwaltung keine nennenswerten Anstalten, ihren Teil der Zusagen an die Initiative einzuhalten.
Für den 8.9.1988 lädt die SPD die Schwerter Jugend zu einem Gespräch ein. Für diesen Tag organisiert die Initiative Kunterbunt eine Demonstration gegen den Abriss der Bürgermeistervilla mit dem Ziel der anschließenden Teilnahme am Gespräch. Mehr als 300 Menschen, überwiegend Jugendliche, beteiligen sich an dem Demonstrationszug, selbst die Organisatoren sind von diesem Erfolg überrascht. Noch überraschter ist natürlich die SPD, als sich die DemonstrantInnen vor dem Rathaus versammeln. Sie lässt die Türen verrammeln und holt die Polizei, die fortan die Schwerter Jugend daran hindert, die Einladung der SPD anzunehmen. Schließlich lässt sich ein Parteimitglied dazu herab, ein paar hohle Sprüche abzusondern, wird ausgebuht und verschwindet wieder im sicheren Rathaus. Nach einer symbolischen Kettenbildung um die bedrohte Villa löst sich die Demonstration auf. Am folgenden Tag wird die alte Bürgermeistervilla abgerissen. Bei den Abrissarbeiten wird auch der wunderschöne Rathausanbau beschädigt.
Trotz dieser Niederlage wird Kunterbunt ständig stärker. Nach der Besetzung kommen regelmäßig mehr als 50 Leute zu den wöchentlichen Treffen. Beflügelt vom Erfolg des ersten Konzerts wird der Gedanke der Organisation von Live-Veranstaltungen zunehmend wichtiger. Auch die Stadt nimmt endlich konkrete Verhandlungen mit der Initiative auf. Die Kernforderungen von Kunterbunt nach Räumen für ein Jugend- und jetzt auch Kulturzentrum, für die Schwerter Bands und die Schwerter Initiativen sollen erfüllt werden, allerdings nicht in einem Gebäude. Die Frage der Rechtsform von Kunterbunt wird immer wichtiger. Um Träger eines unabhängigen Jugend- und Kulturzentrums und eines Proberaumzentrums zu sein, ist eine gewisse Rechtsform erforderlich, beispielsweise ein Verein. Andererseits wollen die meisten Mitglieder der Initiative die radikale Basisdemokratie, die bislang praktiziert wird, beibehalten. Erste Entwürfe für eine Satzung werden diskutiert, auch mit dem Ziel, unter dem Dach eines Vereins alle möglichen Schwerter Initiativen zu vereinigen. Überwiegender Konsens ist schließlich, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, dessen Organe als bloße Formalie zur Schriftführung und Buchhaltung betrachtet werden und dessen Vorstand als Ansprechpartner für die Stadt dient. Alle faktischen Entscheidungen trifft unverändert das Plenum, das auf dem wöchentlichen Treffen zusammenkommt. Am 31.10.1988 wird der Kunterbunt e.V. gegründet. Erster Vorsitzender ist Michael Westerhoff, sein Stellvertreter Jan Horstmeier.
- Rathaustreppen und Rattenloch (1988-1990)
Der neue Verein wächst schnell. Da der Pavillon des Rohrmeisterei-Vereins originellerweise einem Parkplatz weichen muss, erhält Kunterbunt einen kleinen Ersatzraum in der Friedrich-Kayser-Grundschule. Konzerte, Parties, politische Aktionen sorgen weiterhin für Aufsehen. Ende 1988 hat der Verein 75 Mitglieder.
Derweil treten die Verhandlungen über die Schaffung von Räumlichkeiten auf der Stelle. Im Frühjahr 1989 schlafen auch die sonstigen Aktivitäten des Vereins allmählich ein. Zwar organisiert der Verein noch eine größere Antifa- Demo, aber als im April die Räume gekündigt werden, steht der Verein vor dem Aus. Die wöchentlichen Treffen werden auf die Rathaustreppe verlegt (zu den Fraktionssitzungszeiten der großen Parteien), doch bleiben immer mehr Leute weg, die Mitgliederzahl stagniert. Am 11.5 veranstalten Kunterbunt und die Band-Initiative während einer Ratssitzung eine Session in den Rathausfluren. Die Ratssitzung wird unterbrochen, der Stadtdirektor wird gegen einen Sprecher der Band-Initiative handgreiflich. Die Session muss leider beendet werden, die Stadt denkt über Strafanzeigen nach.
Nichtsdestotrotz kommt jetzt Bewegung in die Sache. Mit etwas Druck seitens des Landes NRW und viel Eigenbeteiligung der MusikerInnen wird begonnen, ein Proberaumzentrum (ProZ) einzurichten. Dem Kunterbunt e.V. werden provisorische Räume im Lehrschwimmbecken der Friedrich-Kayser-Grundschule angeboten, bis das künftige Initiativenzentrum fertig ist, das in der ehemaligen Pestalozzischule entstehen soll. Am 30. August 1989 findet das erste (inoffizielle) Treffen des Vereins in den neuen Räumen statt, und Kunterbunt sieht sich einer Baustelle gegenüber.
Das Lehrschwimmbecken wird bereits seit längerem nicht genutzt. Schließlich war die Stadt auf die Idee gekommen, die drei großen Räume dem Rohrmeisterei-Verein als neues Domizil zur Verfügung zu stellen. Da sich dieser Anfang 1989 faktisch bereits aufgelöst hatte, erhält dann Kunterbunt den Zugriff. Die Räume müssen natürlich stark verändert werden, es fehlt Starkstrom und Licht für die Durchführung von Veranstaltungen etc. Nach Abschluss der Umbauarbeiten hinterlässt die Stadt den Raum ungereinigt, und so sind die Kunterbunt-Aktiven mehrere Wochen mit der Grundreinigung beschäftigt. Da sie die Kosten für einen Fluchtweg einsparen kann, erklärt sich die Stadt sogar bereit, eine Erstausstattung der Räume mit Mobiliar zu bezahlen. Mit der Sichtung einer Ratte an einem der Fenster zur Eintrachtstraße ist dann auch der Name geboren: Fortan existiert das „Kulturzentrum Rattenloch“. Bei den wöchentlichen Arbeitssitzungen erscheinen wieder mehr Mitglieder. Nach Meinungsverschiedenheiten über das Basisdemokratieverständnis des Vereins und die Kommerzialisierung künftiger Veranstaltungen tritt Michael Westerhoff zum Jahresende nicht mehr für den Vorsitz an und macht sich mit der Veranstaltungsgruppe „Offensive 90“ selbstständig, bleibt aber Mitglied des Kunterbunt e.V. Neuer Vorsitzender wird Jan Horstmeier, sein Stellvertreter Wolle Müller. Bei den Kommunalwahlen verliert die SPD die absolute Mehrheit. Kunterbunt bekommt einen ordentlichen Nutzungsvertrag für das Rattenloch für „kulturelle Jugend- und Erwachsenenarbeit“, zum Jahresende hat Kunterbunt 84 Mitglieder.
Im Januar 1990 findet erstmals seit zwei Jahren wieder ein “Café Grössenwaahn“ statt, jetzt allerdings stärker als offener Jugendtreff konzipiert und deutlich besser angenommen als in der alten Version. Da das Rattenloch offensichtlich auch für kleinere Konzertveranstaltungen geeignet ist, soll die offizielle Einweihung nach Abschluss der Umbauarbeiten im April mit einem Live-Konzert stattfinden. Zugleich soll dies der Auftakt für einen konzessionierten Cafébetrieb an drei Tagen in der Woche sein. Die Erteilung einer dauerhaften Schankkonzession wird dem Kunterbunt e.V. allerdings verweigert, das Eröffnungskonzert am Samstag, dem 7. April jedoch unter Auflagen genehmigt.
Beim Eröffnungskonzert spielen die Bands G.Punkt, Faxe, Happy Cadaver und Verbrannte Erde vor weit über 100 BesucherInnen, das Bier fließt hektoliterweise, bis zwei Uhr morgens wird gefeiert. Die Polizei lässt sich nicht blicken, und spontan beschließen die anwesenden Kunterbunten, ab sofort nach Möglichkeit ein bis zwei kleinere Konzerte im Monat im Rattenloch zu organisieren. Am nächsten Tag wird geputzt, und die OrganisatorInnen gehen mit dem Gefühl nach Hause, dass einem weiteren Veranstaltungsbetrieb nichts mehr im Wege steht.
Aber jetzt schlägt die Stunde des E-Dramas. Eigentlich zum Putzen anwesend, beschließt das E-Drama, die noch aufgebaute P.A. zwecks einer Session zu missbrauchen. Einige eher zufällig noch Anwesende oder später Vorbeikommende lassen sich anstecken. Die Lautstärke ist so beeindruckend, dass bereits kurz nach 20 Uhr die Polizei das erste Mal anrückt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Polizisten noch ganz umgänglich und fordern lediglich dazu auf, etwas leiser zu sein.
Das beherzigen das E-Drama und die in seinen Bann Gezogenen auch, so dass die Polizei erst um 1 Uhr nachts erneut vorbeischaut. Die Stromversorgung der P.A. wird kurzerhand unterbrochen, gegen das E-Drama ein Verfahren wegen nächtlicher Ruhestörung eingeleitet. Am Morgen des 9.4. wird eine Meldung an das Ordnungsamt gemacht. Hierbei erwähnt die Polizei auch, dass ein Anwohner am Sonntag gesagt habe, er sei bereits am Samstag durch das Konzert gestört worden. Als am Nachmittag ein Vorstandsmitglied zum Ordnungsamt geht, um das nächste Konzert anzumelden, wird ihm zu seiner Überraschung mitgeteilt, dass Live-Musik im Rattenloch fortan untersagt ist. Das von den Machenschaften des E-Dramas nicht informierte Mitglied glaubt bis zur Arbeitssitzung am Abend immer noch, dass es sich um einen schlechten Scherz handeln muss. Erst dort wird die Situation geklärt, da einige der anwesenden Mitglieder zu den lustigen Musikanten und ihren Zuhörern zählten.
Das Verbot trifft den Verein hart, setzt aber auch neue Impulse frei. Wolle Müller dreht im Sommer den ersten Kunterbunt-Film, der gerade das Verhalten der Stadt gegenüber Kultur im Allgemeinen und Kunterbunt im Besonderen thematisiert. Das Initiativenzentrum ehemalige Pestalozzischule wird den künftigen NutzerInnen übergeben, eine weitere der Kernforderungen des Kunterbunt e.V. erfüllt. Aufgrund des Zustroms von Aus- und Übersiedlern erhalten die Initiativen allerdings nur zwei der drei Etagen des Gebäudes. Dies ist der Einstieg in den Ausstieg aus dem reinen Initiativenhaus, der Kunterbunt e.V. beschließt daher, das als Provisorium vorgesehene Rattenloch Räumen in der ehemaligen Pestalozzischule vorzuziehen. Im Sommer findet die erste Filmnacht im Rattenloch statt, für den Herbst werden neben Infoveranstaltungen, Motto-Parties und Discos zwei Konzerte im Giebelsaal eingeplant. Die Band-Initiative schließt sich als autonome Abteilung dem Verein an. Während der ersten Jugendtheatertage in Schwerte übernimmt der Kunterbunt e.V. den Ausschank, die erste einer großen Zahl von Kooperationen mit anderen Trägern der Jugend- und Kulturarbeit.
Das erste Konzert im Giebelsaal im September 1990 steht unter dem Motto „2 Jahre Kunterbunt“ und soll ein Benefizkonzert von Schwerter Bands zugunsten des Vereins werden. Die Bands If, Genickbruch, Naturstoned und T. G. W. R. T. B. H. zeigen ein breites Spektrum der jüngeren Schwerter Musikszene. Doch der Besuchererfolg bleibt aus, Kunterbunt steht mit leerer Kasse vor ungeahnten Problemen. Eine Vielzahl von Kleinveranstaltungen im Rattenloch und ein Konzert im November im Giebelsaal sollen Abhilfe schaffen.
So lädt Kunterbunt am 2. Oktober zu einer Party unter der Prämisse „Wiedervereinigung? So nicht“, um einen Kontrapunkt gegen das hohle Pathos Kohl’schen Deutschlandgedröhns zu setzen. Der Verein, dessen Mitgliederzahl seit beinahe zwei Jahren stagniert, erlebt auf und nach dieser Party eine enorme Zahl von Neuanmeldungen von Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18. Diese „zweite Welle“ nach den Alt-88ern verändert Kunterbunt nachhaltig.
Im Oktober beziehen die ersten Bands die Proberäume. Somit ist die dritte Kernforderung des Vereins erfüllt, Kunterbunt sieht sich zu Recht als die erfolgreichste Schwerter Initiative des letzten (und auch kommenden) Jahrzehnts an.
Am 3. November findet das erste Punk-Konzert in Schwerte statt – ausgerechnet im holzgetäfelten Giebelsaal. Die Gruppen Boxhamsters, Rostok Vampires, Verbrannte Erde und T.G.W.R.T.B.H. lassen die Wände wackeln, und mehr als 300 BesucherInnen bemühen sich eifrig, das ungemütliche Ambiente im Giebelsaal zu verbessern. Finanziell wird das Konzert trotzdem kein Erfolg, weil die Rostok Vampires die OrganisatorInnen aufs Ärgerlichste übers Ohr hauen. Zudem wird nach diesem Konzert ein Verbot für Punk-Musik im Giebelsaal erlassen, Kunterbunt steht erneut vor Problemen. Immerhin laufen die Veranstaltungen im Rattenloch so gut, dass der Verein keine allzu großen Geldsorgen hat. Zu Silvester erhält Kunterbunt sogar eine Ausnahmegenehmigung für das Rattenloch, um dort eine Party mit Live-Musik zu veranstalten. Die ist auch gut besucht und weitgehend ein Erfolg, zum Jahreswechsel liegt die Mitgliederzahl bei 108.
Durch die Erfolge der letzten Monate beflügelt, startet Kunterbunt sehr aktiv in das Jahr 1991. Mitte Januar findet die erste Kunstausstellung im Rattenloch mit Werken von Oliver Borrotzu und Frank Stiller statt. Die Reihe mit auch politischen Parties, beispielsweise einer gegen den Nato-Einsatz gegen den Irak, wird fortgesetzt, die Mitgliederzahl steigt weiter an. Im Februar wird das Proberaumzentrum offiziell eingeweiht, Politiker und Jugendamt präsentieren es als ihren Verdienst der Presse, Vertreter der Band-Initiative werden nicht eingeladen.
Im Frühjahr beschließt Kunterbunt, für die Sommerferien die erste durchgehende Veranstaltungsreihe durchzuführen, als Ergänzung des Kinderferienspasses für Jugendliche: Die Summer-Action 91 bietet 10 Veranstaltungen in 4 Wochen. Ebenfalls werden mit einer Monty-Python-Filmnacht am Ostersonntag und dem Pogo in den Mai am 30. April zwei Veranstaltungen erstmalig durchgeführt, die gegen Ende der Neunziger einen solchen Traditionsstatus haben werden, dass sie genau deswegen wieder abgeschafft werden. Die Mitgliederzahl steigt derweil auf über 150 an. Wolle Müller legt den ersten Drehbuchentwurf für den Film „Star Trek: The Last Generation. The End of All?“ vor – ein Projekt, in dessen grandiose Realisierung schließlich mehr als drei Jahre intensiver Arbeit zahlreicher Beteiligter investiert werden.
Im Juni kommt dann die Sensation: Das Ordnungsamt erklärt das Live-Musik-Verbot im Rattenloch zum Missverständnis, Konzerte können fortan wieder bis 22 Uhr stattfinden. Zwei werden dann auch gleich für die Summer-Action eingeplant. Am 26. Juli tritt neben „Redloch“ mit „Die Vorsitzenden“ die erste echte Kunterbunt-Band auf, die fortan in wechselnder Besetzung als „Die Höllenhähnchen“, „Schäuble Rolls to Paralympix“, „Die Gerontokraten“, „Das Godzilla-Syndrom“ und „Die Sexistols“ dem Punk-Rock in Schwerte eine neue, schreckenerregende Qualität verleiht. Ebenso erfolgreich wie dieses verläuft des nächste Konzert mit „If“ und „Y Go Wyoming?“ am 24. August.
Ansonsten bleibt die Summer-Action eher ein Ladenhüter, selten kommen mehr als dreissig BesucherInnen zu den übrigen Veranstaltungen. Trotzdem beschließt Kunterbunt, auch im folgenden Jahr wieder eine ähnliche Veranstaltungsreihe durchzuführen – dann eben mit mehr Live-Musik.
Konzerte und Parties jagen sich im Herbst im Rattenloch. Zum Jahrestag der Vereinsgründung wird erneut gefeiert, diesmal im Rattenloch. Sylvester gibt es erneut eine Party mit Live-Musik und den nun bei wichtigen Veranstaltungen unvermeidlichen „Höllenhähnchen“. Zum Jahreswechsel 1991/1992 hat der Verein 176 Mitglieder.
Im Januar 1992 wirft die „Offensive 90“ des ehemaligen Vorsitzenden Michael Westerhoff entnervt über Nutzungseinschränkungen für den Giebelsaal das Handtuch als Veranstalter in Schwerte. Dies ist symptomatisch für die allgemeine Entwicklung der Kulturlandschaft. Neben städtischen Veranstaltungen, die sich aber im Wesentlichen auf Theater und Kleinkunst beschränken, findet weniger und weniger in Schwerte statt. Viele Gruppen, die Ende der Achtziger noch wenigstens ein bis zwei Angebote auch für jüngere Menschen hinbekommen haben, gibt es nicht mehr. Kunterbunt wird förmlich zum Monopolisten für Live-Musik neben den spärlichen Angeboten von DLRG-Open-Air, RdW und Jugendzentren.
Kunterbunt nutzt das reichlich. Ein bis zwei Konzerte monatlich sind fortan die Regel, insbesondere Schwerter Bands erhalten in den kommenden Jahren fast ausschließlich im Rattenloch die Gelegenheit, sich auch einmal einem Publikum zu präsentieren. Hinzu kommen viele Parties und Filmnächte.
Im März kommt es nach AnwohnerInnenprotesten anlässlich einer Jahrgangsstufenparty, die im Rattenloch stattfindet, zur Verschärfung der Auflagen für sogenannte „Drittnutzungen“ des Rattenlochs. Eine schon vorher zugesagte und deswegen auch durchgeführte Abi-Feier im Juni führt dann wegen Vandalismus in der Umgebung zum Verbot der Nutzung der Räume außer durch den Verein selbst.
Ebenfalls im März beginnt eine Einbruchsserie in die Räumlichkeiten von Kunterbunt. Obwohl es dort überhaupt nichts zu holen gibt abgesehen von einigen Flaschen Bier, wird bis zum Herbst 11 mal eingebrochen, teilweise werden die Räume verwüstet.
Angeödet von der traditionellen Form der 1. Mai-Demos in Schwerte beschließt eine Mehrheit auf einer Mitgliederversammlung, eine alternative Demonstration mit besseren Inhalte, besserer Musik und vor allem besseren Leuten auf die Beine zu stellen. Der DGB kocht und empört sich öffentlich, ein Mitglied tritt wegen der „Spaltung der Einheitsgewerkschaften“ aus dem Verein aus. Nach Diskussionen mit dem DGB-Ortskartell beteiligt sich Kunterbunt dann aber an der offiziellen 1. Mai-Veranstaltung (es regnet in Strömen, die Demo fällt ganz aus), Jan Horstmeier darf einen Redebeitrag halten, anschließend genießen die Kunterbunten das Gewerkschaftsfreibier. Ebenfalls im Mai beschließt die Stadt Schwerte gegen den Protest der Initiativen, die freiwerdenden Räume in der ehemaligen Pestalozzischule mit dem DRK-Kinderhort zu belegen. Die Idee eines Hauses nur für Schwerter Initiativen kann damit als endgültig gescheitert angesehen werden.
Am 1. Juni 1992 veranstaltet Kunterbunt im Rattenloch das erste Hardcore-Konzert mit internationaler Besetzung. „Les Fleurs du Male“ und vor allem „The Mr. T Experience“ lassen den Schweiss von mehr als 150 Leuten von der Decke tropfen. Dies ist die erste Veranstaltung einer langen und unbeendeten Reihe von Punk- und Hardcore-Konzerten mit renommierten Bands aus dem In- und Ausland.
Überschattet durch die Einbruchsserie, wird die Summer-Action 92 mit ihren 15 Veranstaltungen ein Flop. Im Herbst beschließt Kunterbunt daher, Veranstaltungen während der Schulferien künftig eher zu unterlassen, insbesondere in Konkurrenz zum DLRG-Open-Air. Ebenfalls im Herbst wird nach fast dreijähriger Vorarbeit das Musical „Hair 92 – Live und anders“ unter Beteiligung etlicher Kunterbunt-Mitglieder und des halben Vorstands mit großem Erfolg aufgeführt. Unter Beteiligung des Vereins findet der erste „Rohrmeisterei-Ratschlag“ für den zweiten Anlauf zu einem soziokulturellen Zentrum in Schwerte statt. Nachdem insbesondere bei der letzten Kunterbunt-Sylvesterparty einfach zu viele Leute da und erhebliche Verschmutzungen zu beseitigen waren, verzichtet der Verein für lange Zeit auf weitere Feiern zum Jahreswechsel. Ende 1992 ist die Mitgliederzahl auf 256 gestiegen.
Im Januar 1993 beginnen die Dreharbeiten zum Star-Trek-Film, nachdem Wolle Müller das Drehbuch überarbeitet hat. Ansonsten organisiert Kunterbunt nun bis zu 4 Konzerte monatlich, so dass Parties und Filmnächte seltener werden. Im April betätigen sich Kunterbunt-Mitglieder wieder einmal sportlich: bei einem Fußballturnier in Villigst erreicht das gemischte Kunterbunt-Team erwartungsgemäß den letzten Platz, sorgt aber mit einem Feuerwerk an Klamauk auf dem Platz und seinen Fan- und Cheerleadergruppen für Furore. Im Sommer wird das Rattenloch für die Innenaufnahmen zum filmischen Großprojekt komplett umgebaut, erstmals beteiligt sich Kunterbunt mit „Ein Nachmittag im All“ am Kinder-Ferienspass.
Im Herbst markiert Kunterbunt mit seiner dreitägigen Feier zum fünfjährigen Jubiläum ein weiteres Highlight der Schwerter Kulturgeschichte. Mehr als 600 BesucherInnen bekommen eine aufwendige Galashow, u.a. mit dem ersten Auftritt von „BAAB“, dem Kunterbunt-Kulturjournal und vielem mehr sowie zwei exzellente Konzerte mit Bands wie Die Vorsitzenden, Mr. Stringer, Tofu 666, Sufferah, Schäuble Rolls To Paralympix, Will O’The Wisp und Y Go Wyoming? geboten. Zum Jahresende erreicht die Mitgliederzahl den bislang höchsten Stand von 273.
- Frust und Generationenwechsel (1994-1998)
Eine Vielzahl von Konzerten, vor allem im Punk-Hardcore-Bereich, sowie weitere Dreharbeiten begleiten den Start von Kunterbunt ins Jahr 1994. Am 29. April kommt es zum ersten größeren Polizeieinsatz am Rattenloch. Ein Sprayer, der laut Aussage eines Zeugen im Rattenloch abgetaucht ist, soll während eines Punk-Konzertes abgeführt werden. Mit sechs Mann versuchen die Polizisten, den mitkommenswilligen und gleich noch ein paar unbeteiligte BesucherInnen zu ihren Fahrzeugen zu verfrachten, müssen sich angesichts des wachsenden Widerstands der Anwesenden dann mit dem angeblichen Sprayer begnügen. Als sie dann abfahren wollen, setzen sich ca. 30 Leute vor die Autos, die damit blockiert sind. Immer mehr Menschen kommen auf dem Schulhof de Friedrich-Kayser-Schule zusammen, um sich das Spektakel anzusehen. Nach rund 20 Minuten rückt dann eine große Zahl Polizisten, teilweise in Zivil, an und demoliert als erstes den Schulhofzaun. Rüpeleien seitens der uniformierten Chaoten werden von den besonnenen Punkern lässig ignoriert, so dass die Cops das Feld räumen.
Am Wochenende vor den Sommerferien veranstaltet Kunterbunt im Rahmen eines zweitägigen Rock-in-die-Ferien-Festivals seinen ersten Bandaustausch, diesmal mit einer Initiative aus Mülheim. Drei Mülheimer Bands spielen im Rattenloch, drei Schwerter Bands später in Mülheim.
In der Sommerpause mauern Kunterbunt-Mitglieder die Theke im Foyer des Rattenlochs. Mit einer Serie von Konzerten und Motto-Parties sowie einer Jubiläumsfeier geht das Jahr zu Ende. Im Oktober zieht der Vorsitzende Jan Horstmeier für die GRÜNEN in den Schwerter Stadtrat ein, die SPD ist erstmals zu einer Art Koalition gezwungen (nachdem ihr in der vorhergehenden Ratsperiode immer noch die FDP die Stange gehalten hatte), die Kulturwüste Schwerte schöpft wieder etwas Hoffnung. Durch den ganzen Herbst und den Winter zieht sich bei Kunterbunt ein kontinuierlicher Mitglieder- und BesucherInnenschwund – ebenso geht der Kassenstand zurück. Die Dreharbeiten für den Star-Trek-Film verschlingen zudem doch mehr Geld als ursprünglich eingeplant. Die ersten Angehörigen der „Zweiten Welle“ verlassen den Verein Richtung Studium/Lehre/Zivildienst/Arbeit. Da sich bei den teilweise seit sechs Jahren amtierenden Vorstandsmitgliedern auch Verschleisserscheinungen bemerkbar machen, sorgt sich der Vorstand erstmals Nachwuchs. Die Mitgliederzahl liegt aber immer noch bei ca. 220.
Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins am 9. Februar 1995 wird festgestellt, dass für das Jahr 1994 die Getränkeeinnahmen definitiv zu niedrig waren. Um Schlamperei und Selbstbedienung vorzubeugen, werden die Ansprüche an die Veranstaltungsorganisation, insbesondere in Bezug auf die Abrechnungen, deutlich heraufgesetzt. Weiterhin wird erstmals versucht, die bislang eher unregelmäßig stattfindenden „Café Grössenwaahn“-Jugendtreffs regelmäßig jeden Freitag und Samstag durchzuführen, wenn keine Veranstaltungen stattfinden. So erhofft sich der Verein auch einen Attraktivitätsgewinn.
Am 18. März 1995 veranstaltet der Kunterbunt e.V. zusammen mit der Schwerter Friedensinitiative ein Rock gegen Rechts-Konzert, das immerhin mehr als 200 BesucherInnen hat. Ebenfalls im März finden die zweiten kunterbunten Kulturtage statt, diesmal mit Werken der Haus-Ruhr-Absolventen Peter Blaszovsky, Adrian Koetteritz und Jens Schulte, die ebenfalls sehr erfolgreich verlaufen. Die Beteiligung an Arbeitssitzungen und Konzertorganisation lässt weiter nach, unverdrossen zieht Kunterbunt jedoch weiter sein Programm durch, mit Bands wie „But alive“, „Marilyn’s Army“, „Avail“ und „Greenhouse AC“. Im Sommer beteiligt sich der Verein an den weltweiten Aktionen, die wegen der geplanten Versenkung der kontaminierten Bohrinsel „Brent Spar“ in der Nordsee gegen den Shell-Konzern laufen. Daraufhin knickt Shell ein, „Brent Spar“ wird an Land zerlegt und ordentlich entsorgt. Kunterbunt erringt einen weiteren glänzenden Sieg über das Übel.
Der August bringt mit den „1. Globalen Robolympics“ ein weiteres Highlight der Kunterbunt-Geschichte. Unterstützt von ihren teilweise hochgradig alkoholisierten BesitzerInnen, kämpfen zwölf billige Spielzeugroboter um den begehrten Titel des Pokalgewinners. Der siegreiche Robot wird leider Opfer der letzten Disziplin, dem „Roboterweitwurf“, da er den Fängern entgeht… Im Herbst beschließt der Verein, mit dem Pauschalzuschuss für kulturtragende Vereine auch die letzte finanzielle Förderung seitens der Stadt Schwerte zu kappen. Zudem bringt ein seit dem Sommer anhaltender Mitgliederzuwachs wieder etwas Leben in den Verein. Im Oktober sorgt erstmals ein Team der „Amok Läufer Kunterbunt“ beim Ergster Straßenlauf mit teilweise respektablen Leistungen für Aufsehen. Am letzten Oktoberwochenende feiert Kunterbunt anlässlich seines siebenjährigen Vereinsbestehens „10 Jahre Kunterbunt“. „Baab“, „Die Vorsitzenden“ und „Die Schnallen“ sorgen für einen unvergessliches Abend. Am 28.11. stirbt der Beisitzer Kai Horstmeier 28jährig an einem Asthmaanfall mit anschließendem Gehirnödem und wird zum ersten Kunterbunt-Märtyrer. Zum Jahresende 1995 hat der Verein ca. 190 Mitglieder.
Nach fast sieben Jahren tritt Jan Horstmeier bei der Jahreshauptversammlung am 18. Januar 1996 nicht wieder für den Vorsitz an, Harald Moj wird neuer Vorsitzende. Sein Stellvertreter ist Jan Horstmeier, der zudem zum ersten Kunterbunt-Ehrenvorsitzenden bestimmt wird. Birgit Droletz wird wegen ihrer langjährigen Tätigkeit als Kassenwartin zur Ehrenkassiererin geehrt.
Mit der ersten Selbstverständnis-MV, „Runden Tischen“ mit AnwohnerInnen und einer Ausweitung der Bandbreite der Veranstaltungen zieht mit Harald Moj wieder frischer Wind in das etwas muffig gewordene Rattenloch ein. Kunstausstellungen, Klassik-Konzerte wie Techno-Parties und vernünftig strukturierte Mitgliederversammlungen sind Erscheinungen, die es seit dieser Zeit immer wieder bei Kunterbunt zu bestaunen gibt.
Das Plakat für die „100 Jahre Kunterbunt“-Veranstaltung zum achtjährigen Vereinsjubiläum sorgt für einen kleinen Skandal: Wochen nach der Veranstaltung zeigt der Schwerter JU-Vorsitzende Tim Wenniges den Verdacht auf die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole sowie Werbung für eine terroristische Vereinigung im Zusammenhang mit dem Plakat an.
Hintergrund: Ein lieblos gestalteter Plakatentwurf war vom Produzenten mit einer Reihe von Symbolen erfolglos aufgepeppt worden. Diese Symbole sollten an die Diskussionen aus der Frühzeit von Kunterbunt erinnern: Schwarzer Stern und AImKreis, Blitz und Sturmgewehr vor schwarzem Stern…
Die Staatsanwaltschaft leitet kein Ermittlungsverfahren ein, weil offensichtlich keine Straftat vorliegt. Trotzdem erreicht Wenniges mit seiner Aktion etwas: Zwei JU-Mitglieder, die von diesem Vorgehen nicht viel halten, kommen zur Kunterbunt-Sitzung, um über die Sache lieber zu diskutieren. Anschließend gibt es zwei neue Kunterbunt-Mitglieder und die JU war um zwei Leute ärmer.
Auf der Jahreshauptversammlung wird Harald Moj als Vorsitzender bestätigt, Jan Horstmeier bleibt sein Stellvertreter.
Zum Jahresende 1996 hat der Verein noch immer 190 Mitglieder